Vor einigen Wochen hatte ich mich für einen Systemwechsel entschieden. Ich wollte von homee zu Homey (von Athom) wechseln. Die Gründe sind vielfältig und werden hier in der Community intensiv diskutiert (z.B. zu geringes Tempo bei der Weiterentwicklung, fehlende Geräteprofile, keine Variablen, keine Toggle-Funktionen, Mangel an Stabilität, etc.)
Da schien Homey von Athom genau das Richtige zu sein, alle Funksysteme on board, die man so braucht und eine offene App-Plattform, über die man kostenlos Apps installieren kann und darüber über eine Vielzahl von Geräten einbinden kann (die mir z.B. bei Homee immer gefehlt haben)
Bestellung
Athom gibt 3 Wochen Lieferzeit an, tatsächlich wurden es 6 Wochen, angeblich ist die Nachfrage so groß. Nach mehrmaligem Nachfragen, kam heraus, dass Athom ein Problem mit abgekündigten Bauteilen hat und die HW überarbeiten muss – ok, das kann vorkommen, vor allem bei jungen Unternehmen, die mit Bauteil-Obsoleszenzen keine Erfahrungen haben.
Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme ist NUR über ein Programm möglich, dass vorher installiert werden muss (Mac oder PC). Irgendwie nicht mehr zeitgemäß, zumal die Steuerprogramme (Flows genannt, Flow=HG) nur über das Programm erstellt bzw. geändert werden können. Hier ist man immer an einen PC bzw. Laptop gebunden.
Ansonsten lief die Inbetriebnahme problemlos, die Grundbedienung ist weitgehend intuitiv und selbsterklärend. Bei den Sprachen hat man die Wahl zwischen Niederländisch und Englisch.
APPS
Im Athom eigenen App-Store lassen sich die benötigten Apps herunterladen bzw. installieren, z.B. Philipps Hue, Fibaro, etc. Funktioniert problemlos, allerdings muss man im App-store vorher einen Account haben. Nach der Installation von 10 Apps (darunter auch eine Yahoo-Wetter App) war der RAM-Speicher von 512 MB schon zu 60% belegt, man sollte mit diesen Apps haushalten!
Erster Test
Als erstes wollte ich 10 Philips Hue Lampen in eine Gruppe einbinden und über einen Schalter (Hue-Dimmer) einige Tests durchführen.
KEINE GRUPPEN! Kaum zu glauben aber das System bietet keine Gerätegruppen!! Wer im Haus drei Lampen und einen Schalter hat, mag damit zurecht kommen, für alle anderen ein NoGo! Allerdings habe ich im Appstore eine „Device-Groups“-App gefunden, von August 2017 mit Beta Status. Nach der Installation stand eine Gruppenfunktion zur Verfügung. Das Konzept dahinter ist sehr gut und äußerst flexibel, so lassen sich z.B. in bestehende Gruppen wiederum Gruppen einfügen. Nach der Erstellung der ersten Gruppe mit den 10 Lampen kam allerdings die Ernüchterung. Nach dem Schalten (z.B. ein, aus, dimmen, Farbe) brauchte die Gruppe ca. 5 Sekunden, bis die letzte Lampe das tat was sie sollte. Das kann man noch hinnehmen, ein absoluter Showstopper ist die Unzuverlässigkeit: von 10 Schaltversuchen haben 3! genau das gemacht was vorgegeben war. Häufig reagierten einige Lampe gar nicht bzw. völlig zufällig. Darufhin habe ich die Gruppe verkleinert auf 5 Lampen - das gleiche Problem!
Ohne eine zuverlässige Gruppensteuerung ist das ganze System unbrauchbar. Eventl. liegt es im Zusammenspiel der App mit Homey selbst, da ich als einer der ersten die neue Version (1.5.8) bekommen habe. Wenn dem so ist, frage ich mich, wie die anderen Apps wohl reagieren. Auch nach einer Neuinstallation der App und der Verwendung von anderen Lampen gabe es keine Verbesserung. Aus meiner Sicht sollte die Gruppenfunktion immer nativ im System vorhanden sein.
Schalter werden ab und zu nicht erkannt
Im Laufe der Tests kam es immer wieder vor, dass der Hue-Dimmer bzw. der Tastendruck auf den Dimmer nicht erkannt wurde und somit für einige Minuten nicht akzeptiert wurde. Das Problem löste sich von selbst nach einiger Zeit - sehr sonderbar!
Programme bzw.Flows
Der grafische Editor ist schön gemacht und erlaubt sehr übersichtlich die Erstellung der Programme bzw. Flows (HG). Was zuerste auffällt, ist das Fehlen von ODER Verknüpfungen. Dafür gibt es eine ELSE Funktion. Somit kann man Programme in der Form WENN A UND B DANN X ELSE Y, wobei ELSE eintritt, wenn B falsch ist. Die Flows lassen sich in Ordnern schön gruppieren.
Apple HomeKit
Das System konnte schnell und einfach eingebunden werden, alle Geräte werden in der Home-App gespiegelt, funkionierte bestens.
Tablet / Smartphone App
Die App ist nur für die Bedienung der Geräte verwendbar und sehr gewöhnungsbedürftig, eigenlich überflüssig, weil die Apple Home-App das viel besser macht.
Athom-Community
Ich habe versucht in der Community eine Lösung für das Gruppenproblem zu finden – ohne Erfolg. Die Community Sprache ist Englisch (damit kann man noch leben), allerdings keine Hinweise zu ähnlichen Problemen bei anderen Usern. Störend ist die Einblendung von Google-Werbung vor den Suchergebnissen.
Kein Backup möglich
Das System bietet keine Möglichkeit eines System-Backups!! Wenn ich mir vorstelle, das 80 Geräteeinstellungen, Programme und anderes bei einem Crash verloren gehen und man von vorn anfangen muss, dann wird mir schwindlig. Es gibt eine App in App-Store die zumindest die Flows sichert, mit der Bemerkung:“Warning: use this app at your own risk. The app is intended as a temporary solution, until Athom offers a built-in backup function.” Homey ist jetzt seit 2016 auf dem Markt!
Fazit
Grundsätzlich ist das System von Athom interessant, vor allem die offene App-Architektur (wenn die Apps denn funktionieren). Es wäre aus meiner Sicht besser, wenn die Nutzer für die Apps (einmalig) bezahlen und damit eine akzeptable Qualität erwarten können. Beeindruckend ist die Reichweite des Systems, vom Keller bis zum 1. OG gab es keine Probleme. Ob man eine Sprachsteuerung oder einen Lautsprecher braucht muss jeder selbst wissen, ich will (neben dem Smartphone) keine weiteren Mikrofone und der Wohnung.
Im Vergleich zu Homey von Athom ist Homee ein Hort der Stabilität und absolut verlässlich, auch wenn es (aus meiner jetzigen Sicht vertretbare) Ausreisser gibt.
Die Gruppenproblematik verhindert ein weiteres Beschäftigen mit Homey. Ich werde das Ding jetzt für einige Zeit ruhen lassen und sehen, ob die Probleme dann behoben sind, falls nicht wird es wieder verkauft.