Das ist aber ein politisches Problem das auch ebenso politisch gelöst werden muss. Allerdings ist es nicht gerade förderlich, dass der Bund nach wie vor größter Anteilseigner der Telekom ist. Besser wäre es, wenn diese Anteile verkauf werden oder aber der politische und Anteils-Einfluss dazu genutzt werden würde da auszubauen, wo es sich auf den ersten Blick nicht lohnt, anstatt nur auf eine Gewinnabschöpfung durch Dividenden zu setzen.
Am Ausbau sind der Bund/die Länder durch ihre Förderpolitik eigentlich auch dran. Allerdings behindern sich diese etwas selbst, weil der Ausbau mit Förderung i.d.R. eine Vorlaufzeit von mindestens 1 aber eher 2 Jahren (notwendige Bedarfsabfragen, Zuschuss-Anträge, Bauplanung bei ohnehin fehlenden qualifizierten Planungskapazitäten (ist ja nicht nur Tiefbau), aufwendige Ausschreibungen bei fehlenden Baukapazitäten im Tief- und Glasfaserbau, usw.) bedingt. Die Bauzeiten selbst dauern dann i.d.R. (je nach Größe der Abschnitte) noch mal 1-2 Jahre bis Dienste aufgeschalten werden können.
Wobei es eine gute Nachricht gibt: Solche geförderten Netze müssen Dritten „diskriminierungsfrei“ bereit stehen, will heissen es wird da in der Regel mehr als einen Anbieter pro Netz geben. Bisher schalten sich aber die Telekom und die anderen Grossen (Vodafone, 1&1, usw.) aber auf solche geförderten Netze noch nicht auf, wobei die Telekom das im Norden wohl schon pilotiert und die Vodafone anfängt einzelne geförderte Netze (die einen nicht-öffentlichen Netzbetreiber brauchen) selbst zu betreiben, so dass davon auszugehen ist, dass die auch als Drittanbieter auf solche Netze draufgehen werden, was den Wettbewerb auf diesen Netzen allgemein erhöhen würde. Bei 1&1 mit ihrer Tochter Versatel würde ich auch davon ausgehen, dass die dort als Drittanbieter draufgehen, wo gewisse „Massen“ erreicht werden.
Aus diesem Grund sind solche ungeförderten Ausbauten wie die durch die Deutsche Glasfaser langfristig wieder eine Sackgasse, weil die Dritte nicht auf ihre Netze drauflassen werden (Monopolist) und die ohnehin nur als Geldanlage für grosse Fonds dienen, die entweder langfristig Gewinne abschöpfen wollen oder darauf spekulieren, dass irgendwann eine Marktkonzentration stattfinden wird und solche Anbieter dann von den Grossen (mit heftigen Aufschlägen) geschluckt werden.
Auch hier unten hat die Telekom übrigens auf politischen Druck einen FTTH-Ausbau in Lörrach (Innenstadt) gemacht, gibt aber „fertige“ Hausanschlüsse nicht frei (sie existieren wohl schlicht in ihren Datenbanken nicht, obwohl die Anschlüsse mit Aufklebern und Nummern da sind, ich kenne da Beispiele), wahrscheinlich weil sie mit den bestehenden Kupferkabeln auf jeden Fall Geld verdienen (egal wer am Ende darauf einen DSL-Anschluss verkauft). Ob das nun tatsächlich „gewollt“ ist oder schlichtes Unvermögen (man hat ggf. vergessen die Anschlüsse zu dokumentieren) kann ich natürlich nicht sagen, aber es fällt schon auf, dass die Telekom vieles versucht den kreisweiten geförderten Ausbau zu stören.
Als weiteres Beispiel: Ein vom Kreis gegründeter Zweckverband, der bereits in vielen kleinen Dörfern im Landkreis Glasfasernetze gebaut hat, wo selbst die Telekom kein DSL bereitstellen wollte, hat auch in einigen Gewerbegebieten schon gebaut, wo die Telekom nur langsame DSL-Anschlüsse (wenn überhaupt) bereitgestellt hatte. In genau diese Gewerbegebiete rein wollte die Telekom überbauen/parallel bauen, anstatt dort wo der Bedarf wirklich gross ist (kleine Bergdörfer im Kreis, wo - wenn überhaupt - nur DSL-Light oder Funknetze von privaten Anbietern verfügbar sind).
Bestehende Kupfernetze werden selbst da, wo die bestehende Infrastruktur wegen Wachstum nicht mehr ausreicht, nicht ausgebaut bzw. durch Glas überbaut. Ich kenne Dörfer, wo bestehende Anschlüsse abgeschalten wurden, weil im selben Haus nach einem Umbau ein Mieter einen neuen Anschluss bestellt hat - weil schlicht keine Kapazitäten mehr da sind. Ortsweite witterungsbedingte Ausfälle sind in solchen Orten bereits mehrfach vorgekommen, da kommen dann Bautrupps und „reparieren“ das ohnehin marode Netz nach Wochen, wobei hin und wieder mal bestehende Anschlüsse nicht wieder aufgeschalten werden können.
In den „kleinen“ Dörfern, wo die Telekom nur DSL-Light anbietet, werden auf die Anschlüsse (die trotz Förderung den Eigentümer noch knapp 800 Euro pro Gebäude kosten) 80-90% Dienste gebucht, da wo es Alternativen (DSL, Kabelanschluss) gibt, sind die Take-Rates deutlich niedriger. Auf den kleinen Dörfern lassen zumindest mehr als 90% der Hauseigentümer ans Netz anschliessen, aber nicht alle buchen dann Dienste. In grösseren Orten liegt man hier geschätz zwischen 50-70% der Gebäude, wobei die Buchungen dann deutlich niedriger sind. Wenn Ihr die Chance habt einen Glasfaseranschluss bis ins Gebäude gelegt zu bekommen, dann nutzt das, selbst wenn Ihr für diesen einen Eigenanteil zahlen müsst und erst mal keine Glasdienste buchen wollt. Irgendwann sind andere Netze nicht mehr ausreichend schnell und Skalierungsfähig und Eure Erben werden Euch verfluchen. Nachträgliche Anschlüsse, selbst an geförderte Netze, sind extrem teuer, wir sprechen hier von fünf- bis zehnfachen Kosten als im geförderten Ausbau.
Ein Problem gibt es aber trotz Glasfaseranschluss bis ins Gebäude (FTTB) nach wie vor:
Selbst wenn Du FTTB (Fiber to the Building/Basement) angeschlossen bist (Förderung ist meist nur FTTB, nicht FTTH), musst Du in einem Mehrparteienhaus, dann immer noch das Glasfaser bis in die Wohnung legen. Das zahlt der Eigentümer, der kann es aber inzwischen (neue Gesetze) über einige Jahre auf die Mieter umlegen (egal ob diese Dienste buchen oder nicht), aber das ist noch nicht sehr bekannt und leider gibt es da auch wenige spezialisierte Firmen, die solche Hausnetze bauen können/wollen. Die meisten Elektriker haben von Glasfaser nicht wirklich Ahnung und die Nutzung bestehender Hausinfrastrukturen (Kupfer) kämen einem Medienbruch gleich und ist sogar wegen evtl. aufgeschaltenen DSL-Anschlüssen einzelner Teilnehmer regulatorisch gar nicht erlaubt.
Willkommen in der wunderbaren Welt der Glasfasernetze